Karriereweg Vorstandsassistenz

Nah an der Spitze

Sie sind die zentrale Anlaufstelle für alle Anfragen und Themen, die den Aufgabenbereich ihres Vorgesetzten betreffen: Unsere Alumna Dr. Julia Binder ist Vorstandsassistentin, unser Alumnus Jan-Philipp Wolf ist Assistent eines Senior Vice President bei Infineon. In ihrem Job brauchen sie vor allem analytische und konzeptionelle Fähigkeiten und müssen priorisieren können – genauso wie netzwerken. Beiden hat der MBA des Collège auf dem Weg zu dieser begehrten Position geholfen. Im Interview erzählen sie von ihrem Job.

Zu Beginn bitte eine kurze Erklärung: Was macht ein/e Vorstandsassistent/in?

Julia: Ich unterstütze den CMO im operativen Tagesgeschäft und bei strategischen Fragestellungen rund um das Thema Sales & Marketing und bin die zentrale Anlaufstelle für alle Anfragen und Themen, die den Aufgabenbereich des CMOs betreffen, inklusive anschließendem Filtern und Aufbereiten dieser Anfragen. Im Detail sind das zum Beispiel Vorbereitung, Review und Koordination von Entscheidungsprozessen und -vorlagen sowie Präsentationen für das Top-Management, das Mitwirken an der Konzeption und Umsetzung zentraler Konzernprojekte, die Vor- und Nachbereitung sowie Assistenz verschiedener Entscheidungsgremien, sowie das Erstellen von internen Reports und Analysen. Außerdem helfe ich bei der Vorbereitung von Veranstaltungen mit externen Teilnehmern (Kundentermine, Pressetermine, Investor Relations) und unterstütze die interne und externe Kommunikation bei der Vorbereitung von CMO-Präsentationen und Reden.

Jan-Philipp: Die schwierigste Frage gleich zuerst! Workshops moderieren, Strategie-Prozesse koordinieren, eigene Projekte umsetzen und ein Fühler für die Stimmung in der erweiterten Organisation sein. Julia hat es ja schon im Detail ausgeführt.

Was sind eure Lieblingstätigkeiten bei dem Job?

Julia: Für mich gibt es nicht die eine Lieblingstätigkeit, mir gefällt vor allem das gesamte abwechslungsreiche Paket, durch das ich einen sehr guten Blick für das große Ganze bekomme: Man sieht welche Themen und Fragestellungen wie behandelt werden und warum welche Entscheidungen getroffen werden, um einen DAX Konzern erfolgreich zu steuern. Außerdem macht mir die Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Stakeholdern im Unternehmen großen Spaß.

Jan-Philipp: Die Abwechslung!

Und was empfindet ihr als herausfordernd?

Julia: Da man mit sehr vielen, zum Teil auch sehr unterschiedlichen, spannenden Themen und Projekten zu tun hat, muss man lernen richtig zu priorisieren.

Jan-Philipp: Zu Sortieren, was wichtig ist. Anfangs kann auch das fehlende Zugehörigkeitsgefühl zu einem „normalen“ Team ungewohnt sein.

Welche Rolle spielt das Thema Digitales und Digitalstrategie in eurem Arbeitsumfeld?

Julia: Wie fast jedes Unternehmen beschäftigen auch wir uns damit, wie wir die Vorteile der digitalen Transformation für das eigene Unternehmen nutzen können. Außerdem spielt die zunehmende Digitalisierung unserer Zielmärkte natürlich eine sehr wichtige Rolle, und ist deshalb auch in meinem Arbeitsumfeld allgegenwärtig.

Jan-Philipp: Das ist definitiv ein Thema und beginnt im Kleinsten und intern – z. B. QR-Codes auf Kundenpräsentationen oder das Einführen von Tools, welches es Mitarbeitern erleichtert, Feedback zu geben. Außerdem ist gerade die Digitalisierung des Automobils im weiteren Sinne ein Treiber für die Anforderungen an unsere Produkte.

Dr. Julia Binder

Collège-Jahrgang 2015

Executive Assistant to the CMO, Infineon Technologies

Studium der Molecular Science (B. Sc. und M. Sc.) sowie Promotion in Material Science an der Universität Erlangen-Nürnberg und der Universität Toronto. Nach dem MBA hat sie ihre Laufbahn bei Infineon Technologies als Product Portfolio Manager gestartet und ist seit 2019 Vorstandsassistentin des CMO (Chief Marketing Officer).

Jan-Philipp Wolf

Collège-Jahrgang 2017

Executive Assistant to Senior Vice President Automotive, Infineon Technologies

Studium der Simulation Technology an der Universität Stuttgart (B. Sc. und M. Sc.) sowie der Industrial and Applied Mathematics an der TU Eindhoven (M. Sc.). Nach seinem MBA hat er als Vorstandsassistent bei einem Tochterunternehmen der Holtzbrinck Publishing Group seinen Berufseinstieg gemacht und ist 2019 in derselben Funktion zu Infineon gewechselt.

 

Was hat euch anfangs bei eurer täglichen Arbeit mit Mitgliedern des Vorstands überrascht?

Julia: Nicht unbedingt überrascht, aber positiv aufgefallen ist mir das sehr gute und konstruktive Arbeitsklima.

Trotz der Fülle an Themen, mit denen sich der Vorstand beschäftigt, sehen sie nicht nur das große Ganze, sondern kennen auch die Details sehr genau.

Jan-Philipp: Die Leute leben ihre Rollen sehr unterschiedlich. Während einige eher auf Inhalte gehen, sind andere totale People-Leute. Bei Infineon ordnen sich alle nach dem Jungschen Vier-Farben Modell ein: introvertiert – extrovertiert und emotional – rational. Dieses Wissen über den anderen hilft natürlich bei der Zusammenarbeit.

Ihr seid beide Assistenten in einem großen Technologieunternehmen. Das ist sicher eine begehrte Stelle. Wie habt ihr es auf den Posten geschafft?

Julia: Ich wurde auf die Stelle angesprochen und habe dann den internen Bewerbungsprozess durchlaufen. Prinzipiell sollte man immer offen sein für neue Aufgaben und dies auch kommunizieren.

Jan-Philipp: Bei mir lief es genauso.

Welche Qualifikationen braucht man für diesen Karriereweg eurer Meinung nach?

Julia: Um sich eigenverantwortlich in komplexe Themen einarbeiten zu können, braucht man eine schnelle Auffassungsgabe, gepaart mit analytischen und konzeptionellen Fähigkeiten. Außerdem ist es wichtig, eine vertrauensvolle und konstruktive Zusammenarbeit mit den unterschiedlichsten Stakeholdern aller Organisationsebenen etablieren können; Netzwerken sollte selbstverständlich sein.

Jan-Philipp: Man muss kommunizieren können und Abstraktionsfähigkeit besitzen, um von Beobachtungen im Kleinen auf größere Zusammenhänge schließen zu können.

Ist euer ingenieurwissenschaftliches Studium von Vorteil für den Job der Vorstandsassistenz?

Julia: Definitiv! Mein Studium erleichtert es mir, die Funktionsweisen und somit auch die Vorteile unserer Produkte zu verstehen, was gerade für den Bereich Marketing essentiell ist. Außerdem habe ich in meinem naturwissenschaftlichen Studium das analytische Denken gelernt.

Jan-Philipp: Die analytischen Fähigkeiten sind universell einsetzbar und helfen Sachverhalte zu strukturieren, Ursachen konsequent zu ergründen und sich erst dann zufrieden zu geben, wenn Probleme wirklich behoben sind. Auch in Hinsicht auf Projekte wird man angesichts des Hintergrunds eher mal für z. B. komplexere Forecastthemen herangezogen.

Hilft euch der MBA des Collège bei eurem Job?

Julia: Durch den MBA habe ich eine ganz andere Sichtweise auf viele Themen bekommen, mein Blickwinkel hat sich erweitert und ich gehen viele Themen differenzierter an. Durch mein Studium kann ich mich sehr gut in das technische Denken hineinversetzen, durch den MBA in das betriebswirtschaftliche.

Der MBA hat bei mir definitiv als Türöffner fungiert. Wäre ich als Ingenieur bei Infineon eingestiegen, wäre mein Werdegang mit großer Wahrscheinlichkeit ein anderer gewesen.

Jan-Philipp: In meinem Fall hat das Collège für mich ebenfalls ganz eindeutig als Türöffner gedient, weil ich sonst diesen Job gar nicht hätte.

Euer Ratschlag für die neuen Fellow-Jahrgänge?

Julia: Man sollte immer offen bleiben für Neues, nicht nur den „Job“ machen, sondern darüber hinaus denken, neugierig sein und gerne neue Aufgaben annehmen.

Jan-Philipp: Mein Rat ist, sich zu trauen, nicht immer das Naheliegendste zu machen.

 

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